Die Einflussfaktoren, welche zu der Notwendigkeit der modernen Rekrutierungskonzepte geführt haben, lassen sich auf den demographischen Wandel, die Digitalisierung, den Wandel vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt sowie der sogenannten „VUKA-Welt“ zurückführen. Der Begriff „VUKA“ ist ein Akronym und steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz. VUKA beschreibt damit neuere Veränderungen für den Arbeitsmarkt, die es beispielsweise mithilfe von Automatisierungsprozessen und nachhaltiger Planung zu bewältigen gilt. Mit den benannten Einflüssen haben sich Konsequenzen für Unternehmen und Personaler ergeben, die es schnellstmöglich zu bewältigen galt. Jene Konsequenzen bestehen unter anderem in einem verstärkten Wettbewerb um Kandidaten und ebenso auch einem Wertewandel der Kandidaten bzw. neuen Ansprüchen an die Unternehmen, die sich unter dem Begriff „New Work“ zusammenfassen lassen. Diese Veränderungen lassen sich vor allem den Generationen Y und Z zuordnen, die stark von den benannten gesellschaftlichen Einflussfaktoren geprägt sind. Weiterhin haben sich aus den gesellschaftlichen Veränderungen Automatisierungs- und Entwicklungsanforderungen ergeben. Zuletzt haben sich auch die Einsatzbereiche und Aufgabenfelder von Arbeitnehmern verändert, wodurch sich die Jobprofile erweitert oder gar erneuert haben. Die neuen Generationen und Anforderungsprofile haben schließlich eine Umstrukturierung der Rekrutierungsmethoden bewirkt. Die größten Umstrukturierungen im Recruiting sind methodischer Natur und resultiert aus einer anderen wesentlichen Veränderung. Jene Veränderung sieht so aus, dass die Bewerber zu einem großen Teil nicht mehr um die Jobs kämpfen, sondern Unternehmen um die Bewerber. Dadurch haben sich auch die Rekrutierungsmethoden weitgehend gewandelt. Das bloße Schalten von Stellenanzeigen reicht nicht mehr aus und muss heute durch die aktive Suche und Ansprache ergänzt werden. Eine relativ neue Methodik der aktiven Ansprache ist das „Guerilla Recruiting“. Die Guerilla-Methodik kommt ursprünglich aus der Kriegsführung und wurde später für Marketingzwecke und seit den 1980ern für Rekrutierungszwecke eingesetzt.
Dabei geht es um eine innovative, proaktive und meist überraschende Werbeaktion. Diese lässt sich mit wenig ökonomischen Ressourcen durchsetzen und hat in den meisten Fällen eine hohe Wirkungsmacht. Ein Beispiel für die Guerilla-Methodik ist das Hinterlegen einer Stellenzeige in Form von Programmiercode, die nur von einer anvisierten Zielgruppe gelesen werden kann und sowohl einen Überraschungseffekt als auch einen Spannungseffekt mit sich bringt. Weiter im Kontext, ist auch die persönliche Passung eines Kandidaten sowie die Persönlichkeit und Kompetenz zur Wissensaneignung heutzutage weitaus wichtiger als noch vor einigen Jahren, wo die fachliche Passung und Know-How ausschlaggebend waren. Bei der Entscheidung für einen Kandidaten kann es beim modernen Recruiting außerdem dazu kommen, dass das gesamte Team, welches um einen Mitarbeiter erweitert werden soll, in die Entscheidungsfindung einbezogen wird. Zuletzt gilt auch zu erwähnen, dass schnelle digitale Prozesse immer notwendiger werden, um das Interesse der jüngeren Generationen zu wecken. Besonders beliebt ist beispielsweise der kreative Medieneinsatz, wie Bewerbungen über Snapchat, einer Plattform, welche für die Rekrutierung eher unüblich ist. Neben aktiven Kanälen kann aber auch mit passiven Tools gearbeitet werden, wie der Webseitenoptimierung oder Stellenanzeigenoptimierung. Darüber hinaus zeichnet sich das moderne Recruiting dadurch aus, dass es auf einem vertrieblichen Mindset beruht. Bevor die Rekrutierungsmaßnahmen aufgenommen werden, geht es darum, das Unternehmen für eine bestimmte Zielgruppe zu charakterisieren. So werden Fragen bearbeitet, wie: Wer ist die Zielgruppe? Was unterscheidet das Unternehmen von anderen? Was macht das Unternehmen für die entsprechende Zielgruppe attraktiv? Wie lautet das Nutzenversprechen („unique selling point“)? Mithilfe der Vorarbeit wird gewährleistet, die Wahrscheinlichkeit der Passgenauigkeit von Kandidaten zu erhöhen. Dabei stehen die Kandidaten im Vordergrund und sollten mit Transparenz, Wertschätzung und schnellem Feedback rechnen können.
Insgesamt ist zu erkennen, dass das moderne Recruiting aus einer langen Folge von Entwicklungen und Umbrüchen als notwendige Konsequenz entstanden ist. Die moderne Rekrutierung birgt interessante Wege und vielseitige sowie durchdachte Konzepte, die dafür sorgen, wertvolle Kandidaten zu finden und in das Unternehmen einzubinden. Der Fokus liegt darauf, ein wenig aus dem Rahmen der bekannten Methoden auszubrechen und sowohl aktiv, als auch passiv, mithilfe unterschiedlicher Kanäle, neueren Anforderungen sowie einem vertrieblichen aber mitarbeiterorientierten Mindset schnelle und kreative Bewerbungsangebote bereitzustellen.